World War One Sites - The NETWORLD Database

Eingangstor, Gebäude und Lagerfriedhof des ehemaligen Flüchtlingslagers Gmünd(-Neustadt),Niederösterreich, Österreich

Österreich-Ungarn ließ 1914 in Gmünd ein Flüchtlingslager errichten, das zu den größten in der Monarchie zählte. Etwa 200.000 Flüchtlinge aus allen Teilen der Monarchie waren im Verlauf des Ersten Weltkrieges hier untergebracht. Auf dem bis heute existierenden Lagerfriedhof fanden rund 30.000 Menschen ihre letzte Ruhestätte. Die Gmünder Neustadt entstand aus dem ehemaligen Flüchtlingslager.

Austria, Niederösterreich

Type of WWI-heritage

  • Refugee camp
  • Cemetery

Dimensions

Das Areal des ehemaligen Flüchtlingslagers Gmünd erstreckt sich auf rund 55 Hektar Fläche.

State of repair/preservation

Das Haupteingangstor des Flüchtlingslagers ist erhalten geblieben und wird ebenso wie der Friedhof von der Stadtgemeinde Gmünd betreut.

Historical WWI Context

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 mussten Millionen von Menschen ihre Heimaten verlassen. Sie flohen vor den Kampfhandlungen oder wurden zwangsweise evakuiert und irgendwo im Hinterland einquartiert. Bald nachdem die zuständigen Behörden in Wien die Entscheidung getroffen hatten, ein Flüchtlingslager im Bereich der heutigen Neustadt von Gmünd zu errichten, starteten die Planungsarbeiten für die am Reißbrett entworfene „Stadt“. Da Anfang Dezember 1914 die Zustimmung der Grundeigentümer zur vorläufigen Pachtung vorlag, konnte am 15. Dezember mit dem Bau auf dem rund 55 Hektar großen Areal begonnen werden. So schnell wie die Planungsarbeiten schritt auch die Errichtung des Lagers voran: Die Holzbaracken wurden förmlich aus dem Boden gestampft. Die Gebäude im Lager waren zunächst großteils Holzkonstruktionen, rechnete man doch damit, dass der Krieg nur wenige Monate, maximal ein bis zwei Jahre dauern würde. Entsprechend war es auch um Haltbarkeit und Beständigkeit der Baracken bestellt. Nach einer Bauzeit von wenigen Wochen bezogen bereits im Jänner 1915 die ersten Menschendas Flüchtlingslager, das eines der größten in der österreichisch-ungarischen Monarchie war: Etwa 200.000 Flüchtlinge aus allen Teilen der Monarchie wurden im Verlauf des Krieges hier untergebracht.

 

Wegen der Seuchen und Krankheiten, die im Lager immer wieder ausbrachen, wurde ein Lagerspital errichtet, das mit rund 2.500 Betten sogar mehr Patienten fasste als heute das Allgemeine Krankenhaus (AKH) in Wien.

Tausende im Gmünder Lager untergebrachte Flüchtlinge fanden dennoch durch Seuchen und Krankheiten den Tod. Die genaue Zahl lässt sich aufgrund fehlender Nachweise nicht mehr exakt eruieren, man geht aber von rund 30.000 Menschen aus, die auf dem heute noch existierenden Lagerfriedhof ihre letzte Ruhestätte haben. Unter den Toten waren auch hunderte Babys und Kinder. Allein an den Komplikationen von Masern verstarben 1915 bis 1917 484 Kinder im ersten Lebensjahr. Die Toten wurden durch das „Birkentor“ auf den Lagerfriedhof getragen und dort begraben.

Aus dem 1914 errichteten Flüchtlingslager entstand nach 1918 die Gmünder Neustadt. Die beiden Wohnhäuser der Krankenschwestern des Lagerspitals sind bis heute erhalten.

State of legal protection

Die Objekte sind nicht denkmalgeschützt.

Owner

Ein Großteil der ehemaligen Lagergebäude befindet sich heute in Privatbesitz. Der Torbogen des ehemaligen Flüchtlingslagers steht jedoch im Besitz der Gemeinde Gmünd.

Kind of cultural use of WWI

Eine Führung durch das ehemalige Flüchtlingslager zu den historischen Schauplätzen und den noch bestehenden Gebäuden aus der Zeit des Ersten Weltkrieges dauert zirka 1,5 Stunden und ist kostenlos.
Informationen bzw. Buchungen für Gruppen bei der Stadtgemeinde Gmünd: Tel. +43/2852/52506-207.

Durch Gmünd-Neustadt führt der grenzüberschreitende Themenweg „Ge(h)schichten zweier Städte“, der die gemeinsame Geschichte von Gmünd und dem heutigen České Velenice vermittelt. Ausgangspunkt für einen Rundgang in der Neustadt bietet der Fußgängerübergang in der Bleyleben.

Entrance Fee

Der Lagerfriedhof ist kostenfrei zugänglich. Weitere Informationen: www.gmuend.at/de/Gmuend-Neustadt_ehemaliges_Fluechtlingslager_2

Information regarding cities, villages, other touristic attractions (non-WWI) nearby

Weitere Informationen:

Region Waldviertel: www.waldviertel.at

Burg Heidenreichstein: www.heidenreichstein.gv.at

Stadt Zwettl: www.zwettl.gv.at/Bildung_Kunst_Kultur/Bildungseinrichtungen

Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museum Artstetten: www.schloss-artstetten.at

Accomodation

Weitere Informationen:

Gmünd: www.gmuend.at/de/Tourismus/Unterkuenfte_A-Z_

Region Waldviertel: www.waldviertel.at

Public Transport

Weitere Informationen:

ÖBB: www.oebb.at

Further information sources

Publikationen:

Manfred Dacho, Franz Drach & Harald Winkler, Am Anfang war das Lager. Gmünd-Neustadt, Weitra (2014).

Maria Ostheim-Dzerowycz, Gmünd. Ein Lager ukrainischer Flüchtlinge in Österreich während des Ersten Weltkrieges, in: Ilona Slawinski & Joseph P. Strelka (Hg.), Die Bukowina. Vergangenheit und Gegenwart, Bern u. a. (1995), S. 73–89.

Markus Schmoll, Das Flüchtlingslager in Gmünd. Transformation und Authentizität, in: Ort – Erinnerung – Denkmal. Relikte des Ersten Weltkriegs. Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, Heft 3/4 (2015), S. 292–302.

Museums Private Collections

Location

Back to list